Von Andreas Tschürtz und Adrian Hoffmann Bei Kontrollen von Tiertransporten hat die Polizei oft etwas zu beanstanden. Dieser Lkw mit Enten hat gleich reihenweise gegen Bestimmungen verstoßen. Foto: Jörg Willig
Bretzfeld - Die Polizei hat am Dienstag auf der A 6 bei Bretzfeld einen Sattelzug mit 4000 Enten gestoppt und etliche Verstöße gegen den Tierschutz festgestellt. Aufgefallen war der nicht gekennzeichnete Laster, weil Federn vom Hänger wehten. Der Lkw-Fahrer hatte offensichtlich vor, die 1960 Kilometer lange Strecke von Frankreich nach Ungarn in einem Stück durchzufahren – die Enten wären damit mehr als 24 Stunden unterwegs gewesen, ohne zur Ruhe zu kommen. „Das ist viel zu lang“, sagt Heilbronns Polizeisprecherin Yasmin Daiber.
Reihenweise Verstöße
Bei der Polizei ist man selbst erstaunt über die lange Liste der Verstöße in diesem Fall. Normalerweise muss der Fahrer eines Tiertransports einen Befähigungsnachweis haben. „Den hatte er nicht dabei“, sagt Daiber. Ebenso wenig die Zulassung der Firma. Und er muss einen Transportplan vorweisen. „Den hatte er auch nicht.“ Und auch nicht das vorgeschriebene Desinfektionsbuch. Die zulässige Transportdauer von zwölf Stunden war ebenfalls überschritten. Daiber: „Da hat hinten und vorne nichts gestimmt.“
Dabei dürfen Enten – wie alles Geflügel – ganz legal bis zu zwölf Stunden transportiert werden. Danach muss man sie für 24 Stunden abladen und versorgen, sagt Dr. Ulrich Eberhardt, Amtstierarzt im Veterinäramt des Hohenlohekreises. „Generell gilt: Solange wie ein normaler Arbeitnehmer arbeitet (acht Stunden), solange dürfen Tiere unversorgt transportiert werden. Bei Geflügel hat man das verlängert, weil die Tiere einen Kropf haben, also einen Nahrungsmittelvorrat.“
Auch der Transport ohne Plane stellt für den Veterinär keine Tierquälerei dar: „Beobachter finden das manchmal problematisch, weil Federn durch die Luft wehen. Aber mit Plane würden die Tiere ersticken“, sagt Eberhardt. Denn Federvieh hat dichtes Federkleid, kann aber nicht schwitzen. „Darum brauchen die Tiere viel Luft und Kühle.“
Immer mehr Fahrten
Nicht nur im aktuellen Fall wird bei Tiertransporten gegen die Vorschriften verstoßen. „Die Beanstandungsquote bei Tiertransporten liegt bei 60 bis 70 Prozent“, sagt Polizeisprecherin Yasmin Daiber. Meist haben die Vergehen nichts mit Tierquälerei zu tun, sondern betreffen Formalien.
Klar ist: Würde mehr kontrolliert, wäre mehr zu beanstanden. Denn obwohl in der EU-Verordnung 1/2005 das Ziel formuliert wurde, auf Tiertransporte so weit wie möglich zu verzichten, sieht die Realität anders aus. „Die Wahrheit ist, dass Tiertransporte stark zugenommen haben“, sagt Ulrich Eberhardt. Verbraucher, die Fleisch nicht von regionalen Anbietern kaufen, müssten damit rechnen, dass die Tiere längere Fahrten hinter sich haben.
Der gestoppte Ententransporter fuhr noch weiter bis nach Ingolstadt, wo die Tiere abgeladen und verpflegt wurden. Dabei stellte sich heraus, dass einige Tiere verendet waren, was nach Angaben des Veterinäramts bei so vielen Tieren wie in diesem Lkw vorkommen kann. Die anderen Enten wurden gestern weiter nach Ungarn transportiert.
Der Unternehmer – ein Deutscher – muss das Abladen der Enten bezahlen, sowie den Einsatz der Amtstierärzte vor Ort, was ihn rund 500 Euro kosten dürfte. „Außerdem wird das Landratsamt Anzeige erstatten und ein angemessenes Bußgeld erheben“, so Ulrich Eberhardt.