Berlin
- Die ungewöhnliche Rettung von vermutlich über 1.700 Wellensittichen aus einer 62 Quadratmeter großen Wohnung in Berlin - Spandau konnte am Mittwochabend abgeschlossen werden. Die Veterinäraufsicht und freiwillige Helferinnen konnten auch für die letzten etwa 400 Tiere eine Unterbringung organisieren. Ein 60-jähriger Rentner, der als „Vogel-Messi“ in den Boulevardmedien traurige Berühmtheit erlangte, lebte dort mit den Tieren in einem Chaos aus Kot, Federn und Gestank. Nachbarn hatten Anfang Dezember die Behörden alarmiert und sich über Lärm und Gestank geklagt.
„Nach den Tierheimen in Berlin, Hamburg und Bremen haben sich weitere Tierheime und Tierschutzvereine in Mannheim, Fehrbellin und anderswo schnell und unkompliziert an der Rettung beteiligt, indem sie sich zur Aufnahme von Tieren bereit erklärt haben“, erläutert Gesundheitsstadtrat Martin Matz. „Besonderer Dank gilt aber den Mitarbeiterinnen der Spandauer Veterinäraufsicht und den Ehrenamtlichen, die stundenlang und ohne Rücksicht auf normale Arbeitszeiten dem Tierschutz zu seinem Recht verholfen haben. Die Aktion konnte starten, nachdem wir vom Landesinstitut ILAT die negativen Untersuchungsergebnisse über die gefürchtete Krankheit Psittakose erhalten hatten. Dass in der Zwischenzeit die Unterbringung für nur etwa 600 Wellensittiche geklärt wurde, ist nicht den Mitarbeiterinnen anzulasten: Einen vergleichbaren Fall hatte es bisher nicht gegeben und eine Zählung war naturgemäß nicht möglich. In welchem Ausmaß sich auch Jungtiere in zahlreichen Nistkästen auffanden, war nicht vorhersehbar.“
Bei der Rettung wurde im Rahmen der Möglichkeiten besonders an den Tierschutz gedacht, so dass Sittichpaare und deren Jungtiere zusammenbleiben konnten, soweit das erkennbar war. Die meisten Tiere werden nicht sofort an private Halterinnen oder Halter vermittelt werden können, da Parasitenprobleme zunächst eine Behandlung erfordern. Dann steht einer Weitervermittlung durch die beteiligten Tierheime aber nichts im Wege.
Matz abschließend: „Ich wiederhole angesichts dieses zugespitzten Falls meinen Aufruf an Tierhalter, das Maß auch im Sinne des Tierschutzes und der Tierseuchengefahr nicht zu verlieren. Tierliebe drückt sich auch darin aus, dass die Regeln artgerechter Haltung in Privatwohnungen beachtet werden. Tiere gehören nicht im Dutzend in private Wohnungen. Erfreulicherweise richten sich die meisten Tierhalter danach. Die Arbeit der Veterinäraufsicht in Spandau wird sich auch weiterhin dem Tierschutz verpflichtet sehen.“
Immer mehr verwahrloste Heimtiere
Der Berliner Tierschutzverein registriert mit großer Sorge die deutliche Zunahme von Heimtieren in verwahrlosten Haltungen. Allein in den vergangenen sieben Tagen brachten die Tierschützer mehr als 160 weitere Tiere – darunter viele Hunde und Katzen, aber auch Ziegen oder Äffchen – aus katastrophalen Verhältnissen in ihre Obhut. Sie stammen ebenfalls von Privatpersonen aus den Stadtteilen Hellersdorf, Mitte und Spandau. „Im Tierheim Berlin spitzt sich die Situation zu, denn alle Unterkünfte und Katzenstuben sind belegt“, sagte der Vereinsvorsitzende Wolfgang Apel. „Mit einer solch hohen Zahl von Tieren hat niemand gerechnet.“