Zöllner entdecken 38 Hunde-Babys
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aktualisiert: 25.02.2010 18:44 Uhr
KITZINGEN/GEISELWIND
Zöllner entdecken 38 Hunde-Babys
Illegaler Hundetransport auf der Autobahn gestoppt – Tierheim übernahm Welpen
Weil eine aufmerksame Zoll-Streife auf der Autobahn A 3 bei Geiselwind einen illegalen Hundetransport stoppte, platzt das Kitzinger Tierheim seit Donnerstag aus allen Nähten: 38 Welpen aus Ungarn tummeln sich in den diversen Boxen.
Der Zugriff war wohl eher ein Glückstreffer: Den Beamten vom Zoll sei der Laster mit einem holländischen Kennzeichen vor allem wegen seines Sonnenschutzes aufgefallen, den ausgerechnet putzige Retriever-Welpen schmückten, erzählte Tierheim-Chefin Angela Drabant.
Als dann die Streife das von zwei Frauen besetzte Gefährt stoppte, entdeckten die Zöllner die lebendige Ladung: 38 junge Hunde, die laut Drabant „mit allerlei Gerümpel“ auf der Ladefläche rumtappten oder -lagen. Die Tiere, alle so um die acht Wochen alt, decken ein breites Rasse-Sortiment ab – von Magyar Vizslas über Bassets oder Golden Retriever bis hin zu Spitzen oder Samojeden ist für jeden Käufergeschmack alles dabei.
Frauen leugnen Profitgier
Wobei die beiden Frauen im Laster gegenüber den Zöllnern – so erzählt Drabant – jegliche Profitneigung leugnen. So fabulierte die eine, eine Ungarin, von ihrem Versuch, die Tiere aus illegaler Zucht in gute holländische Hände geben zu wollen. Ihre holländische Kollegin habe tränenreich die Fracht als Mitbringsel für ihre acht Kinder deklariert, so Drabant. Dies habe die Zöllner angesichts von 38 vierbeinigen Welpen aber nicht überzeugen können.
Die Beamten gehen viel eher von einem illegalen Hunde-Transport aus: Die Tiere sind nicht gechipt und haben keine Herkunftsausweise wie den EU-Heimtier-Pass. Und weil sie nicht geimpft sind, der Zoll eine Sicherheitsleistung verlangt, und auch noch eine größere Strafe – es dürfte sich um 2000 Euro handeln – im Raum steht, geraten die beiden Schwarz-Hundetransporteurinnen in finanzielle Nöte. Es fehlt an Barem.
Das Ende vom Lied: Mangels Geld übereignet die Holländerin als angebliche Besitzerin dem Kitzinger Tierheim – vom Veterinäramt gegen 11 Uhr alarmiert – die 38 Welpen, zahlt 230 Euro als Sicherheitsleistung und darf dann „heulend“ (Angela Drabant) ihres Weges ziehen. Mit dem Hinweis vom Zoll, dass ein Bußgeld folgt.
Konsequenz für das Kitzinger Tierheim: Hier ist – bei einer aktuellen Belegung mit insgesamt 52 Hunden – kein Käfig mehr frei. In allen Boxen haben Angela Drabant und ihr Team die Welpen – getrennt nach Würfen – untergebracht und die offensichtlich recht hungrigen Vierbeiner gefüttert.
So niedlich die knuddeligen Kleinen auch sind. Vorerst werden sie nicht an Hundefreunde vergeben, sagt die Tierheimchefin. Die Tiere müssten erst noch geimpft und auf Krankheiten untersucht werden. schließlich hat Drabant schon einige Erfahrungen mit den illegalen Massenzuchtbetrieben in Europas Osten gemacht.
Extremstes Beispiel war Anfang September 2005 ein Transport mit 89 Hundebabys aus Ungarn. Die Tiere, die Hundehändler in Belgien verkaufen wollten, waren zum großen Teil krank – alle hatten Würmer und Durchfall, manche Hautkrankheiten. Und wie beim aktuellen Transport waren viele Tiere ohne Chip und Ausweis.
Allerdings: Vor fünf Jahren gab\'s nur für einen Teil der kleinen Vierbeiner so etwas wie ein Happy-End. Damals nämlich machten die ungarischen Hundehändler juristisch Druck und erzwangen die Herausgabe von 26 Tieren, die sie nach Belgien transportierten – nach dramatischen Rettungsversuchen der Tierschützer in der Region.